Die Stadt Dortmund trauert um die Gründerin und langjährige Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins ProKULTUR, die jetzt im Alter von 81 Jahren in Dortmund starb. „Mit ihr verlieren wir eine engagierte Förderin der Dortmunder Kultur, ohne die der Betrieb vieler kultureller Einrichtungen und Veranstaltungen in Dortmund in den vergangenen Jahren undenkbar gewesen wäre“, würdigt Stadtdirektor Jörg Stüdemann das Wirken der Verstorbenen.
Annie Sarfeld ist Trägerin des Ehrenrings der Stadt Dortmund, verliehen im März 2018 vom Rat der Stadt in Anerkennung ihrer hervorragenden Verdienste. Der Ausschuss für Kultur, Sport und Freizeit legte in seiner Sitzung gestern (Dienstag, 31. Mai) eine Schweigeminute für die Verstorbene ein.
Annie Sarfeld hatte den „ProKULTUR – Ehrenamt für Kultur in Dortmund e.V.“ im April 2002 gegründet mit dem Ziel, Freiwillige für die Arbeit in kulturellen Einrichtungen und bei Kulturveranstaltungen zu gewinnen. Auf diese Weise sollten trotz sinkender Budgets das vorhandene Kulturangebot gesichert und neue Projekte ermöglicht werden.
Der Verein umfasste in der Spitze weit über 200 ehrenamtliche Mitglieder und unterstützte Einrichtungen und Veranstaltungen wie das Konzerthaus Dortmund, das Museum für Kunst und Kulturgeschichte, das Hoesch-Museum, den Tag des offenen Denkmals, die Museumsnacht oder das Festival Klangvokal. Die Einsätze der Ehrenamtlichen umfassten u.a. Lesungen, Besucher*innen- und Wachservice, Künstler*innen- und Schüler*innenbetreuung, Kirchen- und Museumsführungen, Archivierung und Bestandsaufnahmen oder die Begleitung von Menschen mit Behinderung bei Kulturveranstaltungen.
Seit Dezember 2011 setzte sich der Verein außerdem dafür ein, auch Bedürftigen den Zugang zu Hochkultur zu ermöglichen: Menschen, die sich den Besuch kultureller Veranstaltungen nicht leisten können, wurde durch ein Kontingent an Freikarten oder nicht verkauften Tickets die Möglichkeit gegeben, teilzuhaben. Annie Sarfeld baute ein Netzwerk aus Unterstützer*innen auf, darunter die Kulturbetriebe Dortmund, Theater und Konzerthaus Dortmund, domicil und LWL-Industriemuseum Zeche Zollern. „Kultur und Bildung gehören allen Menschen. Die Tafel macht satt – Kultur macht reich“, sagte Annie Sarfeld einmal.
Als die gebürtige Dortmunderin Annie Sarfeld 1999 wieder nach Dortmund zog, brachte sie bereits Erfahrungen im Umgang mit Kultur und Ehrenamt mit: In Darmstadt, wo sie 20 Jahre lang als Innenarchitektin gearbeitet hatte, war sie ebenfalls ehrenamtlich aktiv gewesen und hatte die dortige Musik- und Theaterszene mit vielen Freiwilligen unterstützt. Zurück in Dortmund initiierte sie die Vereinsgründung von proKULTUR. Ihr erstes Projekt war die Rettung des Kochbuchmuseums in Dortmund. Im Jahr 2010 erhielt der Verein proKULTUR den Konrad-Adenauer-Preis in Silber.